Um die Verwirrung rund um den Bogensport komplett zu machen, hier eine kleine Sammlung von Begriffen, damit man mitreden kann 🙂

Langbogen

Älteste Bogenform, charakteristisch ist die D – Form des Bogens


Der Langbogen wird in verschiedene Kategorien eingeteilt, zum Einen den modernen laminierten Langbogen (links), meist mit Glasbelag auf den Wurfarmen und den Selfbow’s oder Primitivbögen (rechts), die lediglich aus einem Stück Holz herausgearbeitet werden. Auch diese können ein sogenanntes Backing (Belag auf dem Bogenrücken) haben, allerdings aus Naturmaterialien, wie zB. Bambus oder Tiersehnen.

Der Langbogen zeichnet sich aus durch sein weiches Auszugsverhalten und der Kraft, mit dem der Pfeil aus dem Bogen geschossen wird. Die Pfeilgeschwindigkeit ist dabei nicht ganz so groß, dafür aber hat er eine größere Reichweite. 

Recurve Bogen

Der Recurvebogen ist die wahrscheinlich verbreitetste Bogenform. Sie erkennt man leicht an den zurückgebogenen Wurfarmen. Diese „arbeiten“ mit, also biegen sich beim Auszug mit.

Diesen Bogen gibt es auch in verschiedenen Varianten, zum einen als sogenannten Take Down Bogen, hier lassen sich die Wurfarme abschrauben zum leichteren Transport oder auch um verschiedene Zuggewichte realisieren zu können. Zum anderen natürlich als One Peace Bogen, da ist der Bogen, wie auch der Langbogen, aus verschiedenen Laminaten und Glasbelag in einem Stück.

Moderne Recurve Bögen weisen ein sehr weiches und harmonisches Auszugsverhalten auf. Die Pfeilgeschwindigkeit ist gegenüber dem Langbogen mit gleicher Zugkraft deutlich höher, was einen sehr viel geraderen Flugverlauf ermöglicht. Dafür ist die Reichweite dieser Bögen nicht so groß, wie bei den Langbögen. Wobei das relativ zu sehen ist, moderne Recurvebögen mit entsprechenden Zuggewichten haben auch Reichweiten von bis zu 90m (zielgenau).

Reiterbogen

Reiterbögen sind in der Regel sehr kurz und kräftig. Das müssen sie auch sein, da sie, wie der Name schon sagt, vom Pferd geschossen werden und dementsprechend für den Schützen / Reiter händelbar sein muss. Die Recurves sind beim Reiterbogen steif und der Griff meist sehr schmal gehalten, damit der Reiter die Pfeile in der Hand halten kann. Auch wird der Reiterbogen häufig mit der Daumentechnik geschossen. Dabei wird die Sehne nicht mit den Fingern (Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger) sondern mit dem Daumen gezogen. Bei sehr kräftigen Bögen kommt auch ein Daumenring zum Einsatz.

Die Reiterbögen sind in der Regel Kompositbögen und werden aus Bambus und / oder Horn gefertigt. Der Reiterbogen ist sehr schnell, wobei die Reichweite eingeschränkt ist. Das Schießen mit dem Reiterbogen erfordert etwas mehr Geschick und Übung und ist für fortgeschrittene Schützen zu empfehlen.

Compound Bogen

Der Compound Bogen ist sehr kurz und durch die Umlenkrollen und Kabelsystem hauptsächlich für die Bogenjagt konzipiert worden. Der Bogen erreicht sehr hohe Pfeilgeschwindigkeiten bei einer immensen Reichweite. Bauartbedingt liegt der Pfeil mittig im Bogenfenster und wird nicht mit den Fingern, sondern mit einem sogenannten Release gezogen. Dadurch werden einige mögliche Fehlerursachen beseitigt. Dementsprechend ist dieser Bogen sehr präzise und lässt sich mit vielfältigen technischen Hilfsmitteln ausstatten.

Compoundbögen sind meistens aus Metall gefertigt, wobei die Wurfarme aus Carbon bestehen. Das wohl wichtigste technische Hilfsmittel des Compoundbogens ist das Visier, das ein sehr präzises Zielen ermöglicht. Zusätzlich gibt es Pfeilauflagen, Buttons, Clicker und Stabilisatoren, …

Compoundbögen sind HighTech Geräte, die ein sehr Präzises Schießen erlauben, hat aber nichts mehr mit Traditionellem Bogenschießen zu tun.

Olympic Recurve

Olympic Recurve sind ähnlich den Compound Bogen eher technisch ausgelegt. Auch an diese Bögen werden dieselben technischen Hilfsmittel wie beim Compoundbogen angebracht und erlauben so ein sehr Präzises Schießen. Diese Bogenkaterogie wird auch bei den FITA Meisterschaften benutzt. Auch das Olympic Recurve Schießen hat absolut nichts mehr mit dem Traditionellem Bogenschießen zu tun!

Bogenrücken

Die Aussenseite des Bogens, die Seite, die Richtung Ziel zeigt

Bogenbauch

Die Innenseite des Bogens, die Seite, die zum Schützen zeigt

Traditionelles Bogenschießen

Das Traditionelle Bogenschießen beschreibt das Bogenschießen ganz ohne technische Hilfsmittel. Beim Traditionellen Schießen hat der Schütze nur seinen Bogen, egal ob Lang-, Reiter oder Recurve Bogen mit Sehne. Das Zielen funktioniert intuitiv, also ohne Visier. Diese Art Bogen zu schießen kann von jedem Erlernt werden, der sich darauf einlassen kann / möchte wieder die Sinne seines Körpers zu nutzen. Die Technik ist schnell erlernt, danach führt nur noch das regelmäßige Trainieren zum Erfolg.

Ankerpunkt

Der Ankerpunkt ist der Punkt, dem die Hand bei maximalem Auszug zum stehen kommt. Meist ist dies am Kinn oder dem Mundwinkel der Fall. Hier wiederum gibt es keinen richtigen oder falschen Anker, wichtig ist nur, dass er IMMER gleich ist.

Nockpunkt

Markierung an der Sehne an der der Pfeil eingelegt wird. Er ist meist aus Messing oder aus Garn oder Zahnseide gewickelt.

Sehnendämpfer

Der Sehnendämpfer besteht traditionell aus einem Streifen Nutriafell. Man kann sich den Sehnendämpfer aber auch leicht selbst herstellen, man braucht dafür nur handelsübliche Wolle. Moderne Bögen und Armbrüste haben auch Dämpfer aus Gummi oder Kunststoff.

Mittenwicklung

Eine Wicklung mit speziellem Wickelgarn, um die Sehne zu schützen. Auf die Mittenwicklung werden die Pfeile „eingenockt“.

 Tips

Enden der Wurfarme. In die Tps sind die Sehnenkerben eingearbeitet. Sind auf den Tips Overlays (Stücke aus Horn, Mykarta, Hartholz,…) aufgebracht ist der Bogen Fast Flight tauglich.

Endlos Sehne

Die Sehne ist aus einem Strang Sehnengarn, der entsprechend oft um den sogenannten Sehnengalgen gewickelt wurde, gefertigt. Die Sehnenöhrchen (Schlaufen) werden dabei mit Wickelgarn gewickelt.

Flämisch gespeißte Sehne

Hier besteht die Sehne aus mehreren Strängen, wobei die Öhrchen gespleißt werden, also ohne Knoten ineinander verspleißt werden, ähnlich wie bei einem Schiffstau oder Stahlseil.

Fast Flight Sehne

Fast Flight beschreibt das Sehnen Material. Es ist strapazierfähiger, somit dünner und schneller als eine Dacron Sehne. Fast Flight Material dehnt sich nicht, somit werden die Wurfarme der Bogen stärker belastet. Der Bogen muss Fast Flight tauglich sein, sonst wird er durch die Fast Flight Sehne beschädigt, im schlimmsten Fall zerstört.

Dacron Sehne

Dacron ist ein Sehnen Material, das sich dehnt und sich längt wenn sie neu ist. Dacron ist das Standart Material für Sehnen und ist für alle Bögen geeignet. Eine Dacron Sehne ist meist etwas dicker als Fast Flight, was sie etwas langsamer macht. Selfbows oder Primitivbögen werden ausschließlich mit Dacron Sehenen geschossen.

Zuggewicht

Das Zuggewicht gibt an, wie stark der Bogen ist. In der Regel wird das Zuggewicht in lbs (1 lbs = 0,453kg) bei einem Auszug von 28 Zoll angegeben.

Auszug

Der Auszug gibt an, wie weit der Schütze den Bogen auszieht und somit wie lang die Pfeile sein müssen. Der Auszug wird in Zoll angegeben (1 Zoll = 2,54cm).

Mediterraner Griff

Beim Mediterranen Griff greifen wir die Sehne mit 2 Fingern (Mittelfinger und Ringfinger) unter den Pfeil und mit einem Finger (Zeigefinger) über dem Pfeil 

3-Unter Griff

Hier greifen wir mit den gleichen Fingern wie beim Mediterranen Griff, allerdings mit allen 3 Fingern unter dem Pfeil die Sehne.

Release

Das Release ist ein technisches Hilfsmittel, damit nicht mit den Fingern die Sehne ausgezogen werden muss. Dies erhöht die Genauigkeit, da Lösefehler damit vermieden werden. Das Release wird hauptsächlich bei Compound Bögen verwendet

Standhöhe

Der Abstand der Sehne zum tiefsten Punkt im Griff. Die Standhöhe ist sozusagen die „Vorspannung“ des Bogens und wird vom Bogenhersteller vorgegeben. Die Standhöhe beeinflusst das Schiessverhalten des Bogens erheblich.

Pfeilschaft

Am Pfeilschaft sind alle Teile des Pfeils angebracht. Im Wesentlichen gibt es 4 Materialien, aus denen Pfeilschäfte sind, das sind Holz, Carbon, Aluminium. Kinderpfeile sind meist aus Fiberglas. Am Schaft sind befestigt die Federn, die Nocken (ausser Selfnocks, die werden in den Holzpfeil gesägt), Inserts (bei Carbon und Aluminumschäften), Spitzen und Federn / Vanes

Vanes

Befiederung des Pfeils aus Kunststoff

Federn

Befiederung des Pfeils aus naturfedern, meist Truthahn. Bei Naturfedern ist darauf zu achten, dass die Federn vom gleichen Flügel kommen (links gewunden oder rechts gewunden). Je länger die Befiederung ist, desto schneller stabilisiert der Pfeil, desto langsamer ist er im Gegenzug auch.

Nocke

Mit der Nocke wird der Pfeil auf der Sehne eingelegt. Bei Holzpfeilen gibt es die Möglichkeit sogenannte Selfnocks zu verwenden, diese werden in den Pfeilschaft eingesägt. Die Nocke für Holzpfeile wird aufgeklebt, bei Alu und Carbon eingesteckt.

Insert

Das Insert wird in den Carbon- oder Aluminiumschaft eingeklebt. Das Insert nimmt dann die Pfeilspitze auf. Das Insert ist nicht zwingend notwendig, man kann auch Spitzen wählen, die direkt in den Schaft eingeklebt werden. 

Spitze

Die Spitze wird bei Holzpfeilen aufgeklebt und wird in verschiedenen Gewichten angeboten, je nachdem, was für den Bogen benötigt wird. Bei Fiberglaspfeilen werden Blechspitzen aufgeklebt, bei Aluminium- und Carbonpfeilen werden meist Schraubspitzen verwendet. Auch Klebespitzen sind erhältlich, werden aber nur dann verwendet, wenn man genau weiß welches Spitzengewicht gebraucht wird. Schraubspitzen haben den Vorteil, dass sie schnell und ohne Hilfsmittel getauscht werden können. Das Spitzengewicht wird in Grain (1gn = 0,064g) angegeben.

Spine

Der Spine sagt aus, wie biegsam der Schaft ist. Es wird unterschieden in statischer Spine (angabe auf den Schäften, je kleiner der Spine, desto Härter der Pfeil) und dem dynamischen Spine. Der dynamische Spine hängt von vielen Faktoren ab, wie zB das Spitzengewicht, Federn, statischen Spine, Pfeillänge,… Der dynamische Spine muss so gewählt werden, dass er zum Bogen und der Auszugslänge des Schützen passt.